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Was ist denn eigentlich Suchtprävention ?

(Von der Notwendigkeit systemischen Handelns)

 

 

Jemand der herkömmliche Suchtprävention betreibt, ist mit einem Menschen vergleichbar, der am Ufer eines Flusses auf- und abgeht und nach Menschen Ausschau hält, die in der Mitte des Flusses treiben und durch die Kraft der Strömung hilflos treibend fortgespült werden und verzweifelt und meist umsonst versuchen, über Wasser zu bleiben oder gar aus eigener Kraft ans Ufer zu gelangen. Unser Mensch am Ufer, der der also Suchtprävention betreibt, ist nun bemüht, die Vorübertreibenden aus dem Wasser zu ziehen, ihnen Rettungsringe zuzuwerfen, ihnen zuzurufen oder mit Gesten zu zeigen, wo Stellen im Fluss sind, an denen sie vielleicht Halt finden können.

 

Aber immer, wenn es ihm gelungen ist, einen aus dem Wasser zu ziehen oder zumindest vorübergehend in Sicherheit zu bringen, treiben schon weitere Opfer heran, wiederum einige in Reichweite und andere unerreichbar und fast schon verloren.

 

Unser Helfer, unsere Helferin ist zum Glück nicht alleine. Eine große Zahl von Menschen ist mehr oder weniger erfolgreich mit der Rettung der Vorbeitreibenden beschäftigt.

 

Eine kleine Gruppe wird nun für eine besondere Aufgabe zusammengestellt und flussaufwärts geschickt, um jene Stellen ausfindig zu machen, an denen die Menschen ins Wasser fallen oder hineingestoßen werden. Dort soll diese Gruppe Warnschilder aufstellen, eventuell die gefährliche Stelle mit einem Zaun sichern, einen neuen Weg anlegen, der sie umgeht oder andere geeignete Maßnahmen einleiten, um weitere Unglücksfälle zu verhindern. Da es keine genaue Karte für das Ufer flussaufwärts gibt, hat diese Gruppe den Charakter einer Expedition - sie muss selbst erst das Gelände erkunden, geht manchmal in die Irre, kehrt um und sucht neue Wege.[1]

 

Die Helfer merken bald, dass es nicht genügt, Sicherungseinrichtungen zu bauen und die neuen Wege sind oft nicht die kürzesten und werden daher nur ungern benutzt. Die alten, wenn auch gefährlichen Wege sind nach wie vor beliebte Abkürzungen. Die Zäune werden immer wieder an allen möglichen Stellen durchschnitten und die Warnschilder ignoriert. Oft sind es gerade jene, die gerettet wurden, die die Gefahr immer wieder ignorieren. Die Helfergruppe ist am Verzweifeln – ja wollen sich die überhaupt helfen lassen, hat das alles überhaupt Sinn?

 

Ein Film wird darüber gemacht, wie gefährlich der Fluss ist, welche Wege besonders unfallträchtig sind und was die einzelnen Warnschilder bedeuten. Im Fernsehen werden Bilder von Ertrunkenen gezeigt und solche die gerettet wurden, werden über die Gefahren interviewt.

                                                                                                                                                                                                                                                                

Die Enttäuschung ist groß, als das alles nichts hilft. Ratlosigkeit und Resignation bei den Helfern und Rettern macht sich breit. Natürlich, sie werden ihre Pflicht weiter tun, aber ohne von der Sinnhaftigkeit oder gar dem Erfolg  ihres Tuns überzeugt zu sein.

 

Was machen wir falsch? fragen sie, erwarten aber keine Antwort. Was können wir noch tun?

 

    (mj frei nach Stanley Cohen)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        


[1] An dieser Stelle habe ich früher, von der Kraft der positiven Metapher überzeugt den Text beendet. Mehr als acht Jahre aktive schulische Suchtprävention haben mich dazu gebracht, ihn weiterzuschreiben. Unsere Arbeit in der SPS (Systemische Prävention von Suchtverhalten) ist der Versuch einer Antwort auf die Schlussfrage.